Gelungene Premiere: Erster Maiempfang des SPD-Stadtverbandes

(20.05.08 / )
Die Premiere ist gelungen: Der SPD-Stadtverband Dormagen hatte mit Unterstützung der Kreis-SPD zum ersten Mai-Empfang eingeladen und präsentierte dabei einen ganz besonderen Redner – niemand anderen als den ehemaligen Vizekanzler, Arbeitsminister und Parteivorsitzenden Franz Müntefering. Rund 200 interessierte Gäste kamen ins Bürgerhaus Horrem, um Müntefering zu erleben und anschließend auch Gespräche zu führen. Mit dabei waren etliche Vertreter aus Vereinen und Organisationen, die nicht der SPD angehörten. „Daran arbeiten wir noch. Wir hoffen, dass wir mit unserer bürgernahen Politik viele überzeugen und wieder bei uns begrüßen können“, schmunzelte Vorsitzende Regina Nawrot bei der Begrüßung. Das Thekenteam der Jusos sorgte für die Verköstigung, die Falken stellten Fotos mit der persönlichen Forderung nach Kinderrechten her. Vor Münteferings Rede stimmte das „Bundeskabarett“ mit einem originellen Beitrag zur Deutschen Einheit ein (Zum Thema Mauer: „Heiligendamm – wir können es noch.“ Thema Sicherheit: „Wissen se wo unsere Überwachungskameras von damals sind – bei LIDL.“ Bürgermeister Heinz Hilgers sprach sich in seiner Begrüßung für Hilfe zur Selbsthilfe aus, informierte über Dormagener Erfolgsmodelle im Kinder- und Jugendbereich und hielt ein Plädoyer für gegenseitige Wertschätzung und Hilfsbereitschaft sowie für Hilfe zur Selbsthilfe. Müntefering („Der Staat kann vieles aber nicht alles alleine“) setzte da an und lobte all diejenigen, die sich im Ehrenamt engagieren, die „etwa im Sportverein viel Zeit und auch Geld investieren“. Leider gebe es insgesamt noch zu viele, „die auf der Tribüne sitzen und zu wenige, die die Ärmel aufkrempeln.“ Der Kölner Stadt-Anzeiger schreibt zur Veranstaltung unter anderem: „Müntefering zum Stichwort „Verteilungsgerechtigkeit“: „1000 Mal so gut zu sein wie jemand anderer, das gibt es nicht.“ Auch werde er weiterhin für Mindestlöhne eintreten. „Jemand, der jeden Tag Vollzeit seinen Job macht, soll dafür auch soviel Geld bekommen, dass er danach nicht noch zum Sozialamt gehen muss.“ Im Trend lag Müntefering mit seiner Kritik an der internationalen Finanzindustrie. Man dürfe sich nicht damit abfinden, dass Geld die Welt regiere, erklärte er. Es habe „nichts mehr mit gutem Unternehmertum zu tun“, wenn im Interesse der Gewinnmaximierung Arbeitsplätze außer Acht gelassen würden. „Wirtschaft ist für die Menschen da und nicht umgekehrt“, lautete seine zentrale Botschaft, der er freilich den Hinweis vorangeschoben hatte: „Ein Sozialpolitiker, der nicht weiß, dass die Wirtschaft stimmen muss, wird scheitern.“ Ein guter Unternehmer sorge für „schwarze Zahlen“, wisse aber auch, „dass er gut mit seinen Mitarbeitern zusammenarbeiten muss“. Angesichts der offenen Weltmärkte müsse sich Deutschland als Hochleistungsland positionieren, um Wohlstand zu erhalten. „Billig können andere besser.“ Deutschland brauche Facharbeiter. Die Investition in Bildung und Ausbildung sei „die wichtigste Aufgabe überhaupt in diesem Land“. Im Sinne der Chancengleichheit und im Hinblick auf den Rückgang der Geburtenraten müsse schon in die ersten sechs bis acht Lebensjahre eines jeden Kindes investiert werden - auch in die der Kinder mit Migrationshintergrund.“ Die Neuß-Grevenbroicher Zeitung: „Da war er wieder, der Stallgeruch der Sozialdemokratie, den viele alte Genossen gelegentlich schmerzlich vermisst hatten. Mit Franz Müntefering war einer der Ihren gekommen, mit dem sie sich identifizieren, dem sie gebührenden Beifall zollen… er spricht ihre Sprache … Er erzählt aus Erfahrung von den Sorgen und Nöten des Kommunalpolitikers, von dem unermüdlichen Engagament der Trainer und Vorsitzenden in den Sportvereinen, von dem breiten Engagement der Bürger: „Der Staat kann und will nicht alles leisten. Ohne das Engagement dieser Menschen kann das Gemeinwesen nicht bestehen.“… Franz Müntefering ist ein Mann der klaren Worte. Direkte Seitenhiebe auf die politischen Mitbewerber hat er außer in humoristischen Einlagen („Schwarze Zahlen ist das einzige Schwarz, das ich mag.“) nicht nötig. Dafür garniert er seine Erkenntnisse gelegentlich mit philosophischen Gedanken, wie dem des Berliner Genossen Karl Richter, der zu seinem 100. Geburtstag erklärte: „Du musst das Leben wie es ist, aber du darfst es nicht so lassen."