Offene SPD-Fraktionssitzung in Delrath: Glasschaumanlage und Gewerbegebiet Kohnacker Hauptthemen

(21.09.10 / )
Der Saal im Johanneshaus war gut gefüllt. Etwa 90 Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung der SPD-Fraktion zu einer offenen Fraktionssitzung gefolgt. Brennendstes Thema war der Bau der Glasschaumanlage der Firma Misapor direkt neben dem Flüssiggasspeicher der RWE im Gewerbegebiet Delrath. Die Befürchtungen in der Bevölkerung sind groß, dass es durch ausströmendes Flüssiggas an den heißen Öfen der Glasschmelzanlage zu einer Gasexplosion kommen könne. Johann Wilhelm Groß, Geschäftsführer der Firma Misapor, konnte die Bürger in dieser Hinsicht beruhigen: „Die Bandlauföfen sind aus energetischen Gründen so gut isoliert, dass sie an der Außenseite nicht heißer als 40°C werden.“ Außer den elektrischen Maschinen gäbe es keine brennbaren Materialien im Werk, auch der Glasstaub könne sich nicht entzünden. „Beide Glasschaumanlagen in der Schweiz laufen seit 20 Jahren unfallfrei.“ Auch Hans Jürgen Horn, Leiter der Flüssigerdgasanlage, sieht keine Gefahr einer Gasexplosion. „Der Gaskessel ist von einem Erdwall umgeben, der im Fall eines Lecks das ganze im Tank befindliche Flüssiggas aufnehmen kann. Das Gas entweicht dann schnell nach oben, weil es viel leichter als Luft ist. Selbst im ungünstigsten Fall kann die Gaswolke das Gelände der Firma Misapor nicht erreichen.“ Eine Stellungnahme der Unteren Immissionsschutzbehörde des Rhein-Kreis-Neuss, die verlesen wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass eine Gefährdung der Bevölkerung durch die Nachbarschaft der beiden Unternehmen ausgeschlossen sei. Da dies nicht alle Anwesenden überzeugte, boten beide Unternehmen an, im nächsten Jahr einen „Tag der Offenen Tür“ durchzuführen. Außerdem werden alle Delrather Haushalte demnächst ein aktuelles Infoblatt von RWE-Power zur Anlage mit Hinweisen zur Sicherheit erhalten. Andrea Johann und Peter Jacobs von der Bürgerinitiative „Lebenswertes Delrath“ gaben einen Überblick zum Stand des Verfahrens zum geplanten Gewerbegebiet Kohnacker. Derzeit wird das Verfahren beim Regionalrat nicht weitergeführt, weil die Stadt die Widersprüche und mögliche Alternativen prüft. Andrea Johann: „1200 Unterschriften und mehrere hundert Widersprüche haben die Stadt Dormagen und die Bezirksregierung ganz schön ins Grübeln gebracht.“ Peter Jacobs betonte, dass die Bürgerinitiative kein grundsätzlicher Gegner von Gewerbegebieten sei. Er favorisiere allerdings das Gebiet westlich der A 57, dass von der Bezirksregierung aus nicht nachvollziehbaren Gründen abgelehnt werde. „Außerdem freue ich mich, dass RWE endlich bereit ist, über das Silbersee-Gelände zu verhandeln. Das Gebiet ist aufgrund seiner Anbindung an den Stürzelberger Hafen, B9 und die A 57 ebenfalls hervorragend als Gewerbefläche geeignet.“ Die Bürgerinitiative plant derzeit, Kontakt zur neuen Regierungspräsidentin Anne Lütkes und Umweltminister Johannes Remmel aufzunehmen. Weitere Themen waren die in der Presse diskutierte Schließung des Hallenbades Nievenheim, die Zukunft der Grundschule in Delrath und die mögliche Gefährdung des Edeka-Marktes durch die Ansiedlung von Lidl in Stürzelberg. Die örtlichen Ratsmitglieder Karl-Josef Ellrich und Birgit Burdag sagten auch hier ihre Unterstützung zu. Fraktionsvorsitzender Bernhard Schmitt zieht ein positives Fazit des Abends: „Wir haben die Anregungen der Bürger aufgenommen und werden unsere Hausaufgaben als Politik machen. Im Gegenzug hoffe ich, dass wir durch die Veranstaltung der Bevölkerung ein wenig ihre Angst nehmen konnten.“