SPD: Jugendamt Dormagen muss vor Ort bleiben

(31.01.12 / Fraktion)
In einem öffentlich geführten Interview nahm Landrat Hans-Jürgen Petrauschke die sechs Jugendämter im Kreis ins Visier. Er geht davon aus, dass es im Zuge der interkommunalen Zusammenarbeit in zehn Jahren nur noch zwei Jugendämter im Kreis gibt. „Herr Petrauschke glaubt wohl, dass unter Oberaufsicht des Kreises eine kostengünstigere und bessere Arbeit in den Jugendämtern möglich ist und dass es die Bürger nicht interessiere, in welchem Rathaus die Mitarbeiter beschäftigt sind“, interpretiert SPD-Fraktionsvorsitzender Bernhard Schmitt die vom Landrat gemachten Äußerungen. „Für uns ist das ein Schlag ins Gesicht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres landesweit herausragenden Jugendamtes.“

Das Dormagener Jugendamt ist ein Vorzeigeobjekt und gilt bundesweit als Vorbild für gut funktionierende Präventionsarbeit in diesem Bereich. „Die Arbeit ist u. a. deshalb so effektiv, weil sie ortsnah ist. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamts kennen die Bürgerinnen und Bürger ihrer Stadt und wissen, wo Hilfe gebraucht wird. Die Menschen, die sie unterstützen, bauen oft eine persönliche Beziehung zu ihnen auf und ermöglichen damit auch eine individuelle Begleitung auf Vertrauensbasis“, weiß der jugendpolitische Sprecher der Fraktion Michael Dries. „Werden die Aufgaben der Jugendämter innerhalb des Kreises an zwei Orten irgendwo zentralisiert, werden die Ansprechpartner wieder anonymer und die vertrauensvolle Basis, die für die engagierte Zusammenarbeit zwischen Familien und Jugendamt in Dormagen geschaffen worden ist, wird einfach kaputt gemacht.“

Auch Christiana Kemmerling, langjähriges Mitglied des Dormagener Jugendhilfeausschusses, hält eine Dezentralisierung der Jugendämter für einen völlig falschen Weg: „Im Bereich der Jugendfürsorge mit all seinen vielfältigen Facetten ist ein schnelles Eingreifen vor Ort unabdingbar. Dabei müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das soziale Umfeld genau kennen, um Vertrauen aufzubauen und richtige Entscheidungen treffen zu können. Ein Mitarbeiterpool, der irgendwo im Kreis beheimatet ist und als Ansprechpartner dient, kann dies einfach nicht leisten.“

„Statt zwei zentrale Jugendämter einzurichten, sollte der Landrat darüber nachdenken, ob er nicht jeder Kommune dahingehend unterstützen sollte, ein Jugendamt nach dem Dormagener Modell zu institutionalisieren“, empfiehlt Bernhard Schmitt. „Kleinere Einheiten vor Ort können viel flexibler und unbürokratischer reagieren, helfen und Verantwortung übernehmen.“ Die Erfahrung der letzten Jahre zeige, dass nur diese Richtung zukunftsweisend sei. „Wir werden auf jeden Fall dafür kämpfen, dass Dormagen sein Jugendamt behält und seine Aufgaben nicht von vor Ort unbekannten Kreisangestellten vereinnahmt werden.“