SPD: Elternwillen ernst nehmen - immer mehr Eltern wählen die Gesamtschule

(01.03.12 / Fraktion)
Dormagen. Auf der Informationsveranstaltung der SPD zur möglichen Gründung einer zweiten Gesamtschule stellte Ulrich von Medem, ehemaliger Schulleiter der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Grevenbroich, die speziellen Lernbedingungen auf einer Gesamtschule dar. Beim gemeinsamen Lernen in heterogenen Lerngruppen lernten die Schüler neben der reinen Wissensvermittlung auch wichtige soziale Fähigkeiten wie Teamfähigkeit und Rücksichtnahme auf Schwächere. Die Ganztagsform wirke der durch die heutigen Kleinfamilien bedingten Vereinzelung der Kinder entgegen. Vom Medem: „Die Gesamtschule bietet den Kindern ein Lebens- und Lernumfeld, welches neben der Wissensvermittlung auch gemeinsame Mahlzeiten, Freizeitgestaltung, sportliche und künstlerische Aktivitäten umfasst.“ Zudem erschließe die Gesamtschule das verborgene Potenzial von Kindern aus bildungsfernen Schichten. „Etwa ein Drittel der Abiturienten hatte bei der Aufnahme nur eine Hauptschulempfehlung“, so von Medem.

Klaus Nevries, Dezernent für Gesamtschulen bei der Bezirksregierung Düsseldorf, erläuterte, dass zur Gründung einer Gesamtschule mindestens 101 Anmeldungen vorliegen müssten. Aus Sicht der Bezirksregierung sähe er aufgrund des ihm vorliegenden Zahlenmaterials hierfür in Dormagen keine Probleme. Allerdings müsse die Stadt im Genehmigungsverfahren einen Schulentwicklungskonzept vorlegen, der auch die Auswirkung auf die Nachbargemeinden untersuche. Nevries wies auch darauf hin, dass mit einer Gesamtschulneugründung die Schließung einer anderen Schule verbunden sei. In Dormagen könne dies z.B. die Hauptschule sein, die von immer weniger Eltern als Wunschschule gewählt würde.

Birgit Burdag, schulpolitische Sprecherin der Fraktion, wies darauf hin, dass sich das Verhalten der Eltern bei der Schulwahl geändert habe: „Immer mehr Eltern entscheiden sich für die Gesamtschule, weil sie die verkürzte Schulzeit (G 8) am Gymnasium ablehnen. Für diese Eltern ist die Sekundarschule keine Alternative, weil sie nicht zum Abitur führt.“ Einen weiteren Nachteil der Sekundarschule stellte von Medem heraus: „ Der Übergang von der Sekundarschule auf die Oberstufe eines Gymnasiums stellt für viele Kinder eine sehr hohe Hürde dar. An der Gesamtschule ist dieser Übergang viel sanfter, weil die Schüler im gewohnten Umfeld und der gewohnten Lernsituation verbleiben können.“

Fraktionsvorsitzender Bernhard Schmitt rief die Eltern auf, sich gemeinsam mit der SPD für eine zweite Gesamtschule einzusetzen: „Die Umsetzung wird ein schwieriger Prozess, der auf die Unterstützung der Eltern angewiesen ist. Auch die Bertha-von-Suttner-Gesamtschule wurde mit Hilfe der Eltern gegen große politische Widerstände durchgesetzt. Letztlich kann sich die Verwaltung dem Elternwillen nicht entgegenstellen.“

Foto:(v.l.n.r.) Klaus Nevries, Birgit Burdag, Ulrich von Medem, Bernhard Schmitt)